Lebhafte Diskussionen bei Hochwasserschutzbegehung entlang des Welzbachs bei Wenigumstadt

17. November 2025

38 Jahre her ist das einschneidende Hochwasserereignis vom 31. Juli 1987, welches im oberen Bachgau zahlreiche Häuser unter Wasser setzte. Dass es vielen Betroffenen noch immer in den Knochen steckt, zeigte die aktuelle Ortsbegehung mit Bürgermeister und SPD-Kreis- und Gemeinderäten, bei der anstehende Renaturierungs- und Hochwasserschutzmaßnahmen entlang des Welzbachs erläutert wurden. Bürgermeister Ralf Herbst, der unter den zahlreichen Interessierten auch den Fraktionsvorsitzenden der SPD im Kreistag, Simon Dümig, begrüßte, zeigte sich erfreut, dass der Hochwasserschutz in allernächster Zeit ein großes Stück weiter komme. Im Zuge des Baus der Pflaumheimer Umgehungsstraße wird ein Straßendamm mit 2.800 m³ Wasserverdrängung gebaut. Um dies zu kompensieren wird durch Aufweitung und Renaturierung des Bachbetts in mehreren Abschnitten, ein Volumen von 7.478 m³ Retentionsraum geschaffen. Bilanziert ergibt sich durch die Renaturierung ein zusätzliches Wasservolumen von 4.717 m³, womit wird der Retentionsraumverlust um mehr als das 1,5-fache ausgeglichen wird.

Von betroffenen Anwohnern wurde massiv kritisiert, dass die Maßnahmen erst so spät kommen und seit den Hochwasserereignissen von 1987 und 1989 zu wenig gemacht worden sei. Mit Fotos von der extremen Überschwemmung wurde die Dramatik und Dringlichkeit der Situation beschrieben. Dem stellte Gemeinderat Wolfgang Jehn eine Fülle an Einzelmaßnahmen im Feld und Wald entgegen, die zusammen mit den beiden Dammbauwerken oberhalb von Radheim dafür gesorgt hätten, dass die Starkregenereignisse der letzten Jahre zu keinen nennenswerten Überflutungen mehr geführt hätten. Erst jüngst habe sich die Welzbach-Renaturierung im Brühl bewährt und dort stünden in kürze zwei weitere Renaturierungsmaßnahmen an. Die Fachplanungen sind fertig und das Genehmigungsverfahren stehe vor dem Abschluss, jetzt gilt es noch die Frage der Bezuschussung in trockene Tücher zu bringen. Jehn stellte fest, dass es hier zwei fundamental gegensätzliche Kritiken aus der Bürgerschaft gebe: Die einen stellten das Vorhaben als unnütze Geldverschwendung dar, die anderen hätten gerne einen erheblich größeren Aushub und Bodenabtrag. Die jetzigen Planungen seien das Ergebnis der Fachplaner und eines umfangreichen wasserrechtlichen Verfahrens, hierfür werde es bis zu 80 Prozent staatliche Zuschüsse geben, alles andere sei reines Wunschdenken, das nicht weiterhelfe.

Zur Kritik an der Bachrenaturierung nahm Erwin Glawion, Vorstand des ASV Großostheim und Experte fürs Leben unter Wasser Stellung. Glawion untersucht und kartiert seit Jahrzehnten gemeinsam mit der Anglerjugend und auch Grundschulklassen die Kleinstlebewesen im Bach. Er beklagte einen stetigen Rückgang der Artenvielfalt unter Wasser. Hauptsächlich wurden Bachflohkrebse, einige Rollegel und zuletzt nur noch wenige Insektenlarven, wie die der Eintags- oder Steinfliege gefunden. Gemeinsam mit Zuckmücken oder Köcherfliegen sind sie eine wichtige Nahrung für viele Singvogelarten. Der Klimawandel mit langen Trockenperioden und Heißphasen spielt hier eine große Rolle. Glawion begrüßte deshalb die geplanten Renaturierungsmaßnahmen, insbesondere die Schaffung von Mäandern und schattigen Uferstreifen, die zu einer deutlichen Zunahme der Lebewesen im Bach führen werden. Als sehr gelungenes Vorbild benannte er die Bachmäander im Bereich des Olympiahains, mit einer sehr großen Artenvielfalt.

Bürgermeister Herbst dankte für die zahlreichen Beiträge und sicherte zu, sie in die Priorisierung der Hochwasserschutzmaßnahmen einfließen zu lassen. Gemeinderat Jehn mahnte an, auch die vorgelagerten Schutzmaßnahmen im Wald und in der Feldflur zu beachten und erinnerte an den seit Jahrzehnten geplanten aber nicht verwirklichten Flutgraben südöstlich der Wenigumstädter Schwarzen Gärten.

Foto Erwin Glawion: Auf Bürgermeister Ralf Herbst lasten viele Erwartungen, so auch beim Hochwasserschutz am Welzbach
Foto Erwin Glawion: Auf Bürgermeister Ralf Herbst lasten viele Erwartungen, so auch beim Hochwasserschutz am Welzbach

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