Obwohl in Bayern in diesem Jahr erstmal die Landtagswahl im Herbst ansteht, wirft auch schon die Europawahl 2024 ihre Schatten voraus. Der SPD-Ortsverein Markt Großostheim nutze die Gelegenheit der Mitgliederversammlung neben der Wahl der Europadelegierten auch eine Diskussion über die Europa-Politik zu führen. Jonas Glaser von den Großostheimer Jusos eröffnete mit einem Impulsvortrag eine hitzige Debatte zur Europapolitik. Einer der zentralen Knackpunkte ist das gegenwärtige Einstimmigkeitsprinzip, wie sich zuletzt am Veto der FDP beim Aus für Verbrennungsmotoren ab 2035 zeigte. Auch die vielen Vetos aus Polen oder Ungarn sprechen für die Großostheimer Sozialdemokraten klar für das Mehrheitsprinzip: Bei einer Abstimmung sprachen sich alle Versammlungsteilnehmer ganz deutlich dafür aus, dass Entscheidungen in Europa künftig nur noch mehrheitlich getroffen werden müssen. Kurt Kaehn brachte es auf den Punkt: „Die Blockiererei in Europa muss endlich aufhören“. Offen blieb allerdings wie breit eine Mehrheit aussehen muss. Die Tendenz ging in Richtung Zweidrittel- oder gar Dreiviertelmehrheit, um auszuschließen, dass wenige große Staaten die Kleineren dominieren. Als Großostheimer Delegierte für den Europaparteitag des SPD-Unterbezirks am 3. Mai in der Großostheimer Bachgauhalle wurden Bettina Göller, Brigitte Kuhn, Dennis Karow und Jonas Glaser gewählt. Im kommunalpolitischen Teil der Versammlung forderte Jonas Glaser für die junge Generation deutliche und kraftvolle Maßnahmen zum Klimaschutz. Auch der Großostheimer SPD Vorsitzende Dennis Karow kritisierte, dass die Nachbargemeinden bei der Projektierung von erneuerbaren Energien deutlich weiter sind als Großostheim. Karow sprach sich erneut dafür aus, bei Neubauten Fotovoltaikanlagen zur Pflicht zu machen. Ralf Broehl sah sehr gute Chancen, dass Großostheim binnen weniger Jahre energieautark werden könne. Insofern fanden die Antragsentwürfe von Gemeinderätin Bettina Göller und Wolfgang Jehn breite Zustimmung, wonach beantragt wird, dass in der Wenigumstädter Waldgemarkung Buchenkopf sofortige Planungen für einen kommunalen Windpark aufgenommen werden. Direkt nebenan ist bereits die Gemeinde Schaafheim in der Planung, so dass die Entwicklung eines grenzüberschreitenden Windparks gemeinsam erfolgen könne. Ein weiterer Antrag befasst sich mit einer großen Freiflächen-Fotovoltaikanlage entlang der B469, für die sich die Großostheimer SPD einsetzt. An beiden Projekte sollen sich in erster Linie Großostheimer Bürger mit Flächen und finanziell beteiligen können. Gemeinderat Jehn sieht dabei die große Chance, dass sowohl das Geld als auch der Strom in Großostheim bleiben kann: „Wer sich beteiligt darf eine gute Rendite und günstigen umweltfreundlichen Strom erwarten“. Für die Marktgemeinde Großostheim beantragen die SPD Gemeinderäte außerdem jeweils eine Freiflächen-PV-Anlage neben Kläranlage und Wasserwerk, um dort mit gemeindeeigenem Strom zu deutlich günstigeren Preisen als derzeit wirtschaften zu können. Mittelfristig führt das zu niedrigeren Wasser- und Kanalgebühren.
Wolfgang Jehn